Das hat es in Berlin lange nicht gegeben: Unsere sich neu gründende Aktivengruppe macht jetzt Jobmessen unsicher- zumindest für die Bundeswehr. Denn zum Eingangsbereich der Jobmesse in der Arena Treptow haben es am letzten Sonntag spektakuläre sieben unserer DFG-VK-Mitglieder mit lediglich leichter Verspätung geschafft: 13h am Wochenende ist in Berlin quasi mitten in der Nacht. Zuerst bauen wir die mitgebrachte „Friedens-Drohne“ auf, als Blickfang für kunstaffine Messebesuchende. Dann platzieren wir unser Banner zwischen zwei Bäumen und beginnen mit dem Flyer verteilen. Das läuft überraschend gut: In knapp über zwei Stunden haben wir 500 Flyer verteilt.
Reaktionen
Erstaunlich wenige der Flyer fliegen anschließend in der Umgebung durch die Gegend.
Auch die Besucher*innen sind erstaunlich aufgeschlossen. Klar: Es gibt die üblichen Typen (meistens männlich und von sich selbst überaus überzeugt), die das Bedürfnis haben, Menschen mit anderen Meinungen anzupöbeln. Aber das viele positive Feedback in Gesprächen hat deutlich überwogen. Oft war auch im Vorbeigehen zu hören: „Bundeswehr? Auf keinen Fall!“ oder „Gut, dass ihr da seid.“
Narrative?
Das Thema, das den Menschen obenauf lag, war: Verteidigung. Was machen wir denn, wenn die Russen kommen? Wer schützt denn dann unsere Ostfront? Erstaunlich selten kam das vor der Corona-Zeit noch so häufige Narrativ ums „Frieden schaffen“ als Aufgabe der Bundeswehr. Die Bilder vom Abzug aus Afghanistan und die sich dort abspielenden Dramen sind wohl noch nicht vergessen. Sie dürften die Ablehnung der Beteiligung an postkolonialen Kriegen („Auslandseinsätze“) in der Bevölkerung deutlich erhöht haben.
Argumentationstraining
Auf Konfrontationen mit Bundeswehrleuten und anderen Gewaltverharmlosenden vorbereitet hatten wir uns bereits am Freitagabend: Dort trafen wir uns zu einem Argumentationstraining. Gemeinsam sammelten wir zu erwartende Narrative zur Rechtfertigung des Militärs und überlegten gemeinsam, was Argumente zur Entkräftung dieser Narrative sein könnten. Ziel der Veranstaltung war auch, sich gegenseitig besser kennenzulernen und das für eine gemeinsame Aktion notwendige Vertrauen zu entwickeln.
Abwimmeln
Wir übten auch das Abwimmeln unangenehmer Leute (meistens männlich…) und das sich dabei gegenseitig unterstützen. Hier dürfte es den meisten Auswertungsbedarf geben, denn so richtig gut klappte das aufeinander achten noch nicht.
Die Broschüre mit den Argumenten findest Du hier:
https://www.projektwerkstatt.de/media/text/da_download_a5antimil.pdf
Wie sah es drinne aus?
Die Jobmesse war gut besucht. Ein Drittel bis zur Hälfte der Aussteller*innen kam aus dem militärischen oder zivil-militärischen Bereich.
So battelte die Bundeswehr um den größten Stand mit Dussmann (Leiharbeitsfirma, die oft wegen miesen Bedingungen kritisiert wird, und alle Arten von Dienstleistungen verkauft, u.a. Wachschutz) und dem Knastministerium aus Brandenburg.
Blaulicht
Auch wenn die Standfläche des brandenburgischen Justizvollzuges nur auf Platz 3 lag, haben sie der Polizei und dem Knast-Senat aus Berlin klar die Show gestohlen. Team Brandenburg hatte einfach einen Gefangenentransporter in der Halle geparkt und das Blaulicht dauerhaft laufen gelassen. Außerdem Bundespolizei, Zoll, BKA, BND – nur die Inlandsgemeindienste fehlten. Der zweite große Bereich der Anbieter*innen war aus der Pflegebranche, der Logistik und dem Verkauf.
Steuergelder
Der Umsatz der Betreiberin der Messe dürfte zur Hälfte aus Steuergeldern kommen. Die normalen, dem Kapitalismus unterworfenen Firmen begnügten sich bei ihrem Auftritt oft mit standardisierten 3-Meter-Ständchen, während die Behörden mit Geld nur so um sich warfen und Standfläche ohne Ende mieteten und nach mehr Leuten zum Geldverprassen suchten: Der Staat sucht verzweifelt Leute, die beim Staatsknete-Verprassen helfen.
Wie geht’s weiter?
Die Auswertung der Aktion und neue Pläne machen wir beim nächsten Aktiven-Treffen. Das findet am Mittwoch, den 13.03. um 19h im Syndikat in der Emser Straße im ganz geheimen Hinterzimmer statt. Falls Du das ganz geheime Hinterzimmer noch nicht kennst, frage bitte am Tresen nach einer Wegbeschreibung zu uns. Wir besprechen: Wie war die Aktion? Was hat gut geklappt? Was war nicht so gut, was müssen wir besser machen? Wie machen wir weiter?
Falls Du mitmachen möchtest, bist Du herzlich eingeladen.+
Die Broschüre mit den Argumenten: